Mittwoch, 5. Juni 2013

Artikel über den Wanderer in Görlitz

Artikel vom Ruhetag in Görlitz.
Text von 

Ines Eifler (M. A.)
Freie Journalistin und Lektorin

Erschienen in der Sächsischen Zeitung am 5 Juni
Wanderer erholt sich nach 900 Kilometern in Görlitz
Von Ines Eifler
Martin Schmitz aus Hamburg läuft zu Fuß von Hamburg bis in die Hohe Tatra. Seine Erlebnisse gibt er im Internet preis.
 
Den einzigen Sonnentag der vergangenen Wochen hat  Martin Schmitz in Görlitz verbracht. Inzwischen wandert der Hamburger schon durchs Isergebirge. 
Foto: Steffen Gerhardt

Hut, Hemd, Rucksack und Schuhe haben durchgehalten. Nur seine Hose, mürbe geworden von Sonne, Wind und Regen, musste Martin Schmitz nach gut drei Wochen wegwerfen und in Görlitz durch eine neue ersetzen. 900 Kilometer ist der Hamburger Stadtplaner in dieser Zeit gewandert, und das ist nur die Hälfte von insgesamt 1 600 Kilometern, die er bis Ende Juni geschafft haben will. Am 4. Mai ist er in Hamburg Altona losgelaufen, um das östliche Deutschland diagonal zu durchqueren und dann durch Tschechien, Polen und die Slowakei bis nach Zakopane in der Hohen Tatra zu gelangen. In Görlitz hat er vorige Woche einen von wenigen Ruhetagen eingelegt. Im Juli fliegt er von Krakau aus zurück nach Hause zu seiner Frau.
Die Idee zu einer so weiten Wanderung schwebte ihm schon lange vor, und es ist auch nicht die erste. Auf dem Jakobsweg ist er bis nach Santiago gewandert, aber das ist schon 20 Jahre her, da war der Weg noch nicht in Mode. Und die innerdeutsche Grenze ist  Martin Schmitz abgelaufen, allerdings nicht am Stück, sondern in vier Etappen. "Doch jetzt wollte ich mal eine richtig lange Tour machen", sagt er. Für die zehn Wochen Urlaub hat der Oberbaurat des Hamburger Bezirks Wandsbek ein Kurzzeitsabbatical genommen, also eine Auszeit, für die er ein paar Monate lang auf Urlaub und einen Teil seines Gehalts verzichtet hat, um in den Wanderwochen weiterhin Geld zu bekommen.
Schon bevor  Martin Schmitz wusste, wo er eigentlich hinwandern will, war klar: Es sollte in jedem Fall ein Weg sein, der wenig frequentiert ist, also genau das Gegenteil vom Jakobsweg. Er sollte direkt an seiner Haustür beginnen. Er sollte durch schöne Gegenden führen. Und Übernachtung und warmes Essen sollten bezahlbar sein, "damit ich mein Gepäck nicht auch noch mit einer Campingausrüstung belasten muss", sagt Schmitz.
Bei seinen Recherchen stieß der 49-Jährige auf einen eher unbekannten Fernwanderweg, dessen Name noch daran erinnert, dass es ihn schon vor 1990 gab: den "Internationalen Bergwanderweg der Freundschaft", auch "EB-Weg" genannt. Er führt von der Wartburg in Eisenach über die Mittelgebirge an der deutsch-tschechischen Grenze, über Iser- und Riesengebirge bis in die Karpaten und dann über die ungarischen Mittelgebirge bis nach Budapest. Martin Schmitz ist für seine Route zunächst an der Elbe entlang bis nach Tangermünde gewandert, dann über Potsdam, Cottbus und durch den Spreewald bis nach Bad Muskau, und von da aus auf dem Oder-Neiße-Radweg immer nach Süden. Nach seiner Station in Görlitz, wo er zweimal in einer Studenten-WG in der Emmerichstraße übernachtete, traf er in Zittau auf den EB-Bergwanderweg.
Inzwischen hat  Martin Schmitz Liberec hinter sich gelassen und dürfte einen Teil des Isergebirges überwunden haben. Da er im Internet einen Blog eingerichtet hat und seine Wanderung mit Einträgen und Fotos dokumentiert, kann man seine Erlebnisse, auch die Görlitzer, mitverfolgen. In seinem jüngsten Eintrag schreibt er: "Es sind jeden Tag viele hundert Höhenmeter zurückzulegen. Bei dem derzeitigen Regenwetter ist das kein Kindergeburtstag, aber Moral und Laune sind nach wie vor gut. Kein Gedanke daran, einfach zu mogeln und die Bahn zu nehmen."

www.fernwanderung.blogspot.de

Bildunterschrift:

Den einzigen Sonnentag der vergangenen Wochen hat  Martin Schmitz in Görlitz verbracht. Inzwischen wandert der Hamburger schon durchs Isergebirge. Foto: Steffen Gerhardt


Aber die Görlitzer Zeitungsleser  grüße ich hiermit 
nach Überschreitung der Schneekoppe aus Mala Upa

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